Einführung in das Thema Fantasiereisen und Imaginationen
Fantasiereisen bzw. Imaginationen unterscheiden sich wesentlich von Geschichten anderer Art:
In der Erzählweise, der Art des Vortragens als auch oftmals im Zweck. Man kann sie dem Bereich der Entspannungtechniken zuordnen und das ist auch ihr Zweck im privaten Bereich: Zuhören, relaxen, sich geistig in eine Traumwelt begeben, in der man Ruhe und Entspannung findet.
Deswegen spricht man in diesem Zusammenhang auch von Traumreisen.
Gleichzeitig fördern sie Kreativität, Lernbereitschaft und Selbstbewusstsein, zeigen Wege, positiven Einfluss auf den eigenen Körper und die Psyche zu nehmen. Auch körperliche Beschwerden, die durch psychische Belastungen wie Stress, Überarbeitung, Reizüberflutung etc. bedingt sind — z.B. Kopf- oder Bauchschmerzen – können auf diese Art gelindert werden. Sie eignen sich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, wobei die Reisen inhaltlich natürlich an die jeweilige Altersgruppe angepasst sein sollten.
Dabei arbeitet die Fantasiereise mit inneren Bildern, so wie der Mensch generell im alltäglichen Leben mit inneren Bildern arbeitet. Wenn sie im Sommer bei wunderschönem Wetter schon mal auf einer Wiese gelegen haben, kennen sie dieses System bereits. Auch bei geschlossenen Augen haben sie immer noch das Bild der grünen Wiese und des Himmels mit seinen weißen Wolken vor sich.
Aus der Gesamtheit der Eindrücke – Gerüche, Geräusche, Hautempfindungen und Erinnerungen – stellen sie ein imaginäres Bild der Wiese, des Himmels und der Wolken zusammen. Obwohl sie es nicht wirklich sehen können, haben sie ein Abbild der Umgebung so wie sie ihrer Vorstellung gemäß aussieht vor ihrem inneren Auge.
So in etwa kann man sich eine Fantasiereise oder Imagination vorstellen. Durch die Worte der Erzählung soll der Zuhörer angeregt werden, aus der Vielfalt seiner Wünsche, Erfahrungen und Fantasien ein imaginäres, inneres Bild zu erstellen. Eine Fantasiewelt, in der er entspannen, Abenteuer erleben oder aber auch „spielerisch“ den Umgang mit Konflikten und Problemen üben kann. Wie der “Reisende” dieses erlebt, hängt eben von seinen bisherigen Erfahrungen ab.
Letzteres wird auch im psychotherapeutischen Bereich eingesetzt. Neben der Entspannung bieten Fantasiereisen die Möglichkeit, psychische Konflikte in einem „sicheren“ Raum aufzuarbeiten. So können angstbesetzte Situationen, Träume oder frühere Erfahrungen in der Fantasiereise durchgespielt werden, um dem Betreffenden neue Sichtweisen und Lösungsmöglichkeiten zu ermöglichen. Unbewusste Inhalte können durch die Arbeit mit Entspannungstechniken ins Bewusstsein gerufen und bearbeitet werden. In der Fantasie ist es möglich Situationen zu erleben und zu erproben, vor denen in der Praxis zurückgeschreckt wird. Auf diese Art können Verhaltensweisen geübt werden, verborgene Fähigkeiten entdeckt oder Berührungsängste abgebaut werden.
Man unterscheidet dabei noch zwischen Fantasiereisen und „geführten“ Imaginationen.
Erstere lassen der Fantasie sehr viel mehr Freiraum während geführte Imaginationen den Verlauf der Fantasie des Zuhörers gezielt in eine bestimmte Richtung lenken. Imaginationen haben einen stärkeren psychotherapeutischen Hintergrund. Ihr Sinn ist kann es z.B. auch sein, Unbewusstes bewusst zu machen oder z.B. ein Selbstbildnis zu entwickeln. Beispiel sind Imaginationen, in denen der Zuhörer in seiner Fantasie in einen Spiegel schaut und sich dort selber sieht. So wie er wirklich ist oder wie er glaubt zu sein. Imaginationen gehen insofern über die reine Entspannung hinaus.
Dabei gibt es sehr unterschiedliche Arten von Fantasiereisen.
Teilweise sind es nur wenige Worte, kurze Texte oder aber auch längere Geschichten.
Inhaltlich sind die meisten Geschichten einfach gehalten und lassen Raum für eigene Interpretationen. Dies ist ein wesentlicher Teil der Fantasiereisen, keine übermäßig konkreten Vorgaben zu machen, damit der Zuhörer eigene Fantasien entwickeln kann. Gleichwohl können diese Geschichten auch bestimmte psychotherapeutisch interessante Themen zum Inhalt haben wie z.B. das Thema Angst, Selbstbewusstsein, Träume oder anderes und diese Themen im Rahmen einer Fantasiereise behandeln.
Einige Geschichten bedienen sich der Grundlagen des autogenen Trainings und flechten Teile dieser Technik in die Geschichten ein. Durch immer wiederkehrende Worte und Formeln soll ein meditativer Zustand und eine verstärkte Konzentration auf den eigenen Körper erreicht werden.
Im therapeutischen Bereich können Fantasiereisen auch zur gezielten “imaginären” Behandlung von Problemen genutzt werden. Man spricht dann eher von geführten Imaginationen. Hierbei wird zumeist vor Durchführung besprochen, welchem Zweck die Reisen dienen sollen und die Imagination auf die Person abgestimmt. So könnten z.B. Situationen des täglichen Lebens nachgespielt werden.
Vor allem Kinder erhalten hierbei die Möglichkeit, ihre schöpferische Kreativität zu entfalten, für eine gewisse Zeit aus dem Alltag zu entfliehen in eine selbst geschaffene Fantasiewelt.
Sinn ist dabei, für eine kurze Zeit “loszulassen”, Kraft und Entspannung zu finden.
Ich möchte es einmal so formulieren:
Die Grenzen zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein verschwimmen und das Gehirn erhält die Möglichkeit, für ein paar Minuten zu regenerieren, sich neu zu ordnen, alten Ballast abzuwerfen.
Excurs Kopfschmerz:
Auch körperliche Beschwerden, die durch psychische Belastungen wie
Stress, Überarbeitung, Reizüberflutung etc. bedingt sind — z.B. Kopf- oder Bauchschmerzen – können auf diese Art gelindert werden. Nicht umsonst spricht man auch von Spannungskopfschmerzen. Oftmals sind Kopfschmerzen Ausdruck körperlich/psych. Überlastung. Vor allem bei Kleinkindern ist eine medikamentöse (Selbst-)behandlung nur sehr restriktiv anzuwenden, zumal der dauerhafte Einsatz von Schmerzmitteln paradoxerweise selbst wiederum Kopfschmerzen verursachen kann (Schmerzmittelkopfschmerz).
Alternativ bietet es sich an, die Fantasiereise evtl. auch in Verbindung mit kurzen Muskelentspannungsübungen einzusetzen – vor allem vorbeugend, bevor es zu eine Chronifizierung kommt.
Kopfschmerzkinder haben ein sensibles Nervensystem. Reize, die andere Kinder problemlos „wegstecken“, überfordern das Nervensystem eines Kopfschmerzkindes. Hier ist es wenig hilfreich, mit Schmerzmitteln zu arbeiten. Sinnvoller ist es, dem Kind Alternativen anzubieten. Diese könnte aus einer Kombination verschiedener Maßnahmen bestehen: körperliche Entspannungsübungen, hynotherapeutische Verfahren (eben z.B. Fantasiereisen mit entsprechendem Inhalt), körperliche Bewegung, ausgeglichene, reizarme Ernährung und ein regelmäßiger Schlaf-/Wachrythmus.
Lernen sich eine Pause zu gönnen, bevor einen die Schmerzen dazu zwingen.
Dazu habe ich in einem Artikel eine interessanten Satz gelesen: Die emotionale Bewertung von Schmerzen bestimmt darüber, welchen Stellenwert sie bekommen.
Mit anderen Worten: Fühlt das Kind sich den Schmerzen hilflos ausgeliefert und wird der Schmerz als etwas “körperfremdes”, bedrohliches erlebt ist die Situation ungleich schwerer, als wenn man dem Kind Wege aufzeigt, mit dem Schmerz umzugehen. Es ist wichtig, Schmerz als beeinflussbare Reaktion des eigenen Körpers zu erklären und eben nicht als etwas fremdes, nicht kontrollierbares, dem man schutzlos ausgeliefert ist.
Die nachfolgenden Geschichten aus dem Elfenland sind sowohl Fantasiereise als auch zum Teil Imagination. Das erkennen von Figuren in vorbeiziehenden Wolken z.B. ist ein derartiges “imaginäres” Element. Auch bedienen sich die Geschichten teilweise der Grundlagen des autogenen Trainings. So enthält die Einleitung zu den Geschichten wesentliche Elemente des autogenen Trainings. Insofern beinhalten die Elfenreisen Elemente aus verschiedenen Entspannungsverfahren.
Speziell in diese Geschichten sind teilweise Passagen eingearbeitet, die eine gewisse Spannung erzeugen. Diese sind aber wiederum “umrahmt” von beruhigenden, entspannenden Phasen.
Die Elfengeschichten sind gemessen an Fantasiereisen schon recht umfangreich und anspruchsvoll.
Einige haben teils auch spezielle Themen zum Inhalt wie Angst oder Trauer. Diese sind schon für größere Kinder gedacht und sollten mit der nötigen Umsicht durchgeführt werden.
Für kleinere Kinder aber auch Erwachsene werden sie hier demnächst noch etwas kürzere Fantasiereisen finden. Diese sind ausschließlich zur Entspannung gedacht.
Es ist aber auch möglich, bei kleinen Kindern nur Teile der Elfenreisen vorzulesen und die Geschichten individuell zu kürzen.
Und wenn ihre Kinder während der Reisen einschlafen, kann man sagen: Klappt doch mit der Entspannung!
Bevor sie mit ihren Kindern oder auch Erwachsenen Fantasiereisen durchführen, lesen sie sich unbedingt noch die “Anleitung” durch.
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