Anleitung

Empfehlungen zur Durchführung
von Fantasiereisen

  • Für die meisten Kinder ist hilfreich, ihnen kurz zu erklären, was eine Fantasiereise ist und wie sie durchgeführt wird. Wenn Kinder nicht wissen, was auf sie zukommt, fällt es ihnen verständlicherweise schwerer, sich zu entspannen. Es kann auch hilfreich sein, vor dem Erzählen ganz kurz zu erklären, wovon die Geschichte handelt. Vor allem, wenn die Fantasiereise in Gruppen (Pfadfinder, Kindergarten..) durchgeführt wird, kann schon das schließen der Augen ein Problem sein, weil der Betreffende damit seiner Umwelt “ausgeliefert” ist. Hier ist eine stabile Vertrauensbasis nötig und eine entsprechende, wenn auch kurze Einführung sinnvoll
  • Lesen Sie diese Geschichten nur dann vor, wenn eine gewisse Ruhe eingetreten ist und keine störenden Nebengeräusche vorhanden sind.
  • Das Kind sollte bequem liegen, evtl. für die Nacht fertig sein (Toilettengang,Zähne geputzt,etc) und “innerlich bereit” für eine Gutenachtgeschichte (oder einen Mittagsschlaf).
  • Natürlich können Fantasiereisen auch zu jeder anderen Zeit durchgeführt werden.
    Generell muss jede Fantasiereise eingeleitet werden und mit dem Zurückholen in die Wirklichkeit enden. Dementsprechend ist das Ende der Geschichten anders zu gestalten. Soll das Kind anschließend schlafen, ist dies auch so darzustellen. Ruhe, Entspannung und Schlaf stellen den Mittelpunkt des Endes der Geschichte dar. -passives Ende
    -Findet die Fantasiereise tagsüber statt, liegt die Betonung auf Erholung, sich wohl fühlen, Kraft. Das Kind (od. der Erwachsene) wird wieder in die aktive Wirklichkeit zurückgeführt.-aktives Ende
    Dieses “Zurücknehmen” ist unbedingt durchzuführen, um die betreffende Person aus dem hypnoiden Zustand -den diese im Idealfall erreicht hat- wieder in die Wirklichkeit zu führen.
    Dabei kann man auch den Betroffenen bitten, seine Hände zur Faust zu ballen, sich zu strecken, seine Muskeln anzuspannen, um das Bewusstsein wieder anzuregen.
  • Geben Sie dem Kind das Gefühl, es handelt sich bei dieser Geschichte um etwas ganz Besonderes. Erklären Sie ihm den Sinn und Zweck.
  • Lesen Sie langsam mit Pausen, damit das Kind Zeit hat, in seiner Phantasie die Geschichte mitzuerleben. Vor allem an Stellen, in denen die Fantasiereise das Kind dazu anregt, eigene Fantasieen zu entwickeln, sollten sie längere pausen einlegen.
  • Die sich immer wiederholenden Wörter wie Ruhe, ganz ruhig, völlig entspannt, ganz warm etc. (in der ersten Geschichte kursiv angedruckt) sollten besonders betont (gedehnt) werden, ohne aber die Stimme zu erheben.
    Die eingefügten Sätze wie “du bist völlig ruhig, dein Arm ist schwer, du hörst nur auf meine Worte” können mehrfach wiederholt werden (bis zu 6mal mit mehreren Sek. Pause), um die Wirkung zu verstärken.
    Dabei ist natürlich zu beobachten, wie das Kind reagiert, ob es sich schnell entspannen kann, oder längere Zeit benötigt.
    Evtl. könnten dem Kind ständige Wiederholungen auch den Spaß am Zuhören nehmen, zumindest bis es die Geschichten als Mittel zur Entspannung begriffen hat. Dies sollte individuell gehandhabt werden
  • Da es sich um Fantasiereisen und nicht direkt um autogenes Training handelt, wird A.T. nur ergänzend verwendet, im Mittelpunkt steht die eigentliche Geschichte.
    Natürlich besteht die Möglichkeit, weitere Formeln des A.T. an den Anfang der Geschichten zu setzen und bei Gefallen das Entspannungstraining auszuweiten.
    Näheres dazu im Kapitel autogenes Training:
  • Ein ruhiger, gleichmäßiger, “einschläfernder” Tonfall eignet sich am besten.
  • Leise, beruhigende Hintergrundmusik ohne Text verstärkt die Wirkung und lässt das Kind anschließend besser einschlafen.
  • In der Regel wirken Übungen dieser Art vor allem, wenn sie regelmäßig wiederholt werden und die betreffende Person sich darauf eingestellt, sich an diese Art der Entspannung gewöhnt hat. Nicht immer tritt bereits beim ersten Mal die gewünschte Wirkung ein.
    –Auch hier gilt: Übung macht den Meister.
  • Sprechen sie mit ihrem Kind -wenn es möchte- über seine Erfahrungen mit und während der Phantasiereisen: Was hat es empfunden/gesehen, würde es gerne noch einmal auf Reisen gehen, wie fühlt es sich vorher und nachher an?
    -Lassen Sie Ihre Kinder doch mal eine eigene Fantasiereise erfinden. Alles Neue, Kreative macht Kindern Spass. Dazu können sie z.B. die Einleitung und das Ende der Elfengeschichten nehmen und eine kurze Geschichte erzählen, in der ihr Kind über eine Wiese läuft, einen Spaziergang durch den Schnee macht, auf einer Insel im Sand liegt oder sich in einer alltäglichen Situation wiederfindet.
    -Und natürlich ist Freiwilligkeit oberstes Gebot. Doch es gibt nur selten Kinder, die nicht gerne mal etwas Neues ausprobieren möchten.
    -PS: Das hier Geschriebene gilt natürlich auch für Erwachsene “Fantasiereisende”.
    Noch ein paar Gedanken zur Beachtung:
    Generell können bei allen Verfahren, die Vorstellungskraft und Fantasie im Zustand der Entspannung anregen bisher unterdrückte Emotionen oder Erinnerungen wachgerufen werden. Sinn der Entspannung ist es ja auch, nicht “zwangsweise” zu denken, sondern seine Gedanken einfach fließen zu lassen, losgelöst von den üblichen Zwängen und Verpflichtungen. Im Einzelfall kann dies bei psych. vorbelasteten Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen dann auch zu unerwünschten Reaktionen führen. Entspannungsübungen dienen auch zur Rückbesinnung auf den eigenen Körper und die eigenen Gefühle. Hierin liegt ja ein Teil ihrer therapeutischen Wirkung.
    Diese Konzentration auf den eigenen Körper könnte z.B. bei Tinituspatienten dazu führen, dass im täglichen Leben kaum noch vernommene Ohrgeräusche verstärkt wieder wahrgenommen werden.

    Fantasiereisen/Imaginationen können (und sollen in der Therapie ) Emotionen, die bisher verdrängt wurden, zum Ausbruch bringen und dabei Gefühle wie Trauer, Angst, Wut oder auch unterdrückte Erinnerungen ans Tageslicht kommen. Dies kann zum Problem werden, wenn diese emotionalen Empfindungen nicht mehr unter Kontrolle zu bringen sind.
    Daher sollten auch Fantasiereisen mit der nötigen Umsicht durchgeführt werden und die Reaktion der Teilnehmer beachtet werden.
    Fantasiereisen und ähnliche Entspannungsübungen können im Einzelfall auch zu eher lächerlichen Situationen führen, wenn ihr Sinn und Zweck nicht näher erläutert wird. Dies ist vielleicht mit ein Grund, warum sie in vielen öffentlichen Bereichen nur sporadisch eingesetzt werden. So wird ein 18Jähriger evtl. an die Grenzen seines jugendlichen Verständnisses stoßen, wenn er unvorbereitet gedanklich über eine Blümchenwiese laufen soll. Deswegen ist eine altersgerechte Vorbereitung immer sinnvoll ebenso wie eine altersgerechte Aufbereitung der Fantasiereisen.